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Nachruf Arthur Bader

 

Arthur Bader war von 1957 bis 2010 Mitglied im Vorstand des Landesfilmdienstes / der Landesmediendienste Bayern. Von 1987 bis 1996 war er zudem Vorsitzender der Landesmediendienste Bayern.

Mit seinem leidenschaftlichen Engagement für Politik, Gesellschaft, Kultur und Bildung hat Arthur Bader auch große Verdienste für die qualitative Medienversorgung in Bayern erbracht.

Wir bewahren sein Andenken in Dankbarkeit.

 

 

 

 

 

 

 

Mit Genehmigung des bayerischen Landesjugendamtes veröffentlichen wir den Nachruf von dessen langjährigem Leiter Dr. Robert Sauter:

 

Arthur Bader. Ein Nachruf


Am 24. November 2010 starb Arthur Bader. Er wäre in diesem Februar 85 Jahre alt geworden. Er zählte zu den herausragenden Persönlichkeiten, die nach dem Zweiten Weltkrieg, nach der Diktatur des Nationalsozialismus, nach der Zerstörung der materiellen Lebensgrundlagen und der tiefgreifenden Erschütterung der moralischen Gewissheiten, den Neuaufbau des kulturellen und sozialen Lebens in die Hand nahmen. In der katholischen Jugendverbandsarbeit beheimatet war er von 1957 bis 1964 Präsident des Bayerischen Jugendrings und wechselte dann als Pressesprecher zum Bayerischen Rundfunk, bis er 1986 krankheitsbedingt in den vorzeitigen Ruhestand eintrat. Als BJR-Präsident gehörte er auch dem Bayerischen Landesjugendwohlfahrtsausschuss, dem Vorgängergremium des heutigen Landesjugendhilfeausschusses an. Er war über drei Jahrzehnte Mitglied im Vorstand des Landesfilmdienstes, davon lange Jahre als dessen 1. Vorsitzender. Fast ebenso lange gehörte er als „freie Einzelpersönlichkeit“ dem Hauptausschuss des Deutschen Jugendherbergswerks, Landesverband Bayern, an. Wenigen in der Jugendhilfe ist bekannt, dass er zu den Gründungsmitgliedern der „Freunde des Nationaltheaters München“ und der „Theatergemeinde München“ zählte. 
 
Diese knappen Hinweise machen schon deutlich, dass Arthur Bader immer weit über den Tellerrand seiner unmittelbaren beruflichen Eingebundenheiten hinaus blickte und sich mit Leidenschaft in Wort und Tat dort engagieren konnte, wo er die Chancen eines grundlegend erneuerten, liberalen und demokratischen, nichtsdestoweniger wertgebundenen Gemeinwesens gefährdet sah. Das war seine Art der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, dem selbst erlebten Trauma der eigenen Jugendzeit. So ist es auch kein Zufall, dass Arthur Bader – zusammen mit dem damaligen Ministerialrat im Kultusministerium Dr. Anton Graßl und dem Münchner Stadtschulrat Dr. Anton Fingerle – die ersten schwierigen Kontakte mit Israel knüpfte und noch vor Aufnahme der diplomatischen Beziehungen den bayerisch-israelischen Jugendaustausch auf den Weg bringen konnte. 
 
Wer das Glück hatte, längere Zeit mit dem schon älter gewordenen Arthur Bader zusammenzuarbeiten, spürte eine fortbestehende jugendliche Ungeduld und Umtriebigkeit, auch einen gewissen jugendlichen Rigorismus, mit dem er die Brücke zu den Jüngeren schlug. Dazu war er ein wandelndes detailreiches Geschichtsbuch der Wiederaufbaujahre, wovon er leider wenig aufgeschrieben hat.
 
In einem immer lesenswerten Beitrag zur 40jährigen Geschichte des Bayerischen Jugendrings (Ereignisse – Begegnungen – Entscheidungen, München 1988) stellte er die Frage „Was bleibt?“ – Einen von mehreren Hinweisen beschrieb er in seinem Beitrag so: „Sie alle“, die nach 1945 aus KZ, Krieg oder Emigration zurückgekommen waren, „und wir anderen, die mit ihnen auf Zeit zusammenarbeiten durften, hatten Ecken und Kanten, Vorlieben und Fehler, gegensätzliche Herkunft, unterschiedliche Weltanschauungen, nichtdeckungsgleiche Konzeptionen und Politiken. Wir haben oft gekämpft und gestritten, wir waren manchmal Gegner, niemals Feinde. Jeder von uns hatte zuviel gelitten und erlebt, als das er nicht sein Gegenüber, den Menschen, den Partner zutiefst geachtet hätte. ... Wir wollten nicht zu weit vordringen in den Kern des anderen, nicht zu sehr forschen nach den Quellen der inneren Kraft des einzelnen. Wir wollten eine letzte Schwelle nicht übertreten. Vielleicht gehört das zu einer wahren Freundschaft“.
 
Und nun, was bleibt am Ende von Erinnerungen an Arthur Bader? Was bleibt, am Ende, im „ehrenden Gedenken“?
 
Es bleibt die von Arthur Bader gelebte Überzeugung, dass die Alternative zu einem totalitären Staatssystem im Gestaltungswillen und in der Behauptung der „freien Kräfte“ im sozialen und kulturellen Leben (vom politischen einmal abgesehen) besteht, und die Förderung dieser freien Kräfte eine geradezu bestandsnotwendige Aufgabe des Staates sei. Ein lebendiges, humanes Gemeinwesen gelingt nach dieser Erfahrung nur im beharrlichen Widerstand gegen staatliche Bevormundung, gegen obrigkeitsstaatliches Bücken. Er verstand diese Staatsferne im sozialen und kulturellen Bereich beileibe nicht im heutigen Sinne einer Ökonomisierung öffentlicher Aufgaben, sondern im Sinne einer vorrangigen Zurückhaltung der staatlichen Organe gegenüber der freien Bildungsarbeit, der freien Sozialarbeit, eingebunden in eine Struktur verantwortungsbereiter gesellschaftlicher Organisationen. Eine solche „Wertschätzung des ehrenamtlichen oder bürgerschaftlichen Engagements“, wie wir heute sagen würden, hätte er sich nie als platte Attitüde, als politisch korrekte Formel, sondern immer nur als „essential“ eines freien Gemeinwesens vorstellen können. Das bleibt.

 

Dr. Robert Sauter

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